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Nachwuchsförderung & Fachkräftesicherung

Deutschland auf Talentsuche. Die Zukunft braucht Nachwuchs.

In deutschen Seniorenheimen stehen Betten leer, da es an Pflegefachkräften mangelt. Unternehmen können Aufträge nicht annehmen, weil qualifizierte Mitarbeiter*innen fehlen. Wer eine*n Handwerker*in sucht, muss Geduld haben. Der Fachkräftemangel ist längst Realität.
Die gute Nachricht: Es gibt ungenutztes Potenzial, das für Entlastung sorgen kann. Junge Menschen auf der Suche nach dem passenden Job beispielsweise. Oder Quereinsteiger*innen, die sich beruflich neu orientieren wollen. Und allen voran Unternehmen, die in die Weiterbildung ihrer Beschäftigten investieren.

Als eine der größten arbeitgebernahen Bildungsorganisationen Deutschlands engagiert sich die bbw-Gruppe, dieses Potenzial zu heben. Mit Angeboten, die Menschen jeden Alters mobilisieren und passgenau auf die modernen Anforderungen der Wirtschaft zugeschnitten sind: angefangen bei Technik-Camps für Schüler*innen über praxisnahe Ausbildungsmodelle für junge Erwachsene bis hin zu gezielten Weiterbildungs- und Qualifizierungsprogrammen in Betrieben.

Die Transformation der Arbeitswelt erfordert von Beschäftigten aber weit mehr als nur fachliches Know-how. Schlüsselkompetenzen wie Teamfähigkeit, Ergebnisorientierung und unternehmerisches Denken stehen bei den bbw-Qualifizierungen ebenfalls im Fokus.

Leistung der bbw-Gruppe in der Nachwuchs­förderung

Fünf Wege zur Fachkraft –
So sichert das bbw die Zukunft

Berufs­orientierung

Beim DigiCamp entdeckt Lisa ihre Begeisterung für Technik und entscheidet sich für eine Ausbildung in der Automatisierungstechnik.

Ausbildung

Georg beginnt nach der Schule eine Assistierte Ausbildung im Handwerk. Dank Azubi-BSK erhält er gezielte Unterstützung – und schließt erfolgreich als Elektroniker ab.

Weiterbildung

Alexa war früher Bürokraft. Aktuell besucht sie eine Teilqualifizierung, um sich zur Fachkraft für Logistik weiterzubilden.

Integration

Mohammed kommt nach Deutschland, nutzt den Job-BSK zur Sprachförderung – und startet anschließend eine Ausbildung zur Pflegekraft.

Digitale Zukunft

Sophia ist bereits als Fachkraft tätig – über die APOLLO-App findet sie eine passende Weiterbildung im Bereich künstliche Intelligenz und steigt beruflich auf.
Zahlen & Fakten

Berufsorientierung in der bbw-Gruppe (2024)

rund

70.000

Jugendliche besuchten Berufsorientierungsprojekte des bbw e. V.

rund

6.000

Schüler*innen haben sich über „sprungbrett bayern“ auf ein Praktikum beworben.

rund

4.500

Jugendliche nahmen seit 2002 an den Mädchen für Technik-Camps teil.

Mit persönlicher Assistenz zum Erfolg

Selbst wenn der Berufswunsch klar ist, verläuft eine Ausbildung nicht immer reibungslos. Schulische Defizite, familiäre Belastungen oder Unsicherheiten im sozialen Miteinander können schnell zur Hürde werden – in der Berufsschule ebenso wie im Unternehmen.

Mit der Assistierten Ausbildung (AsA) bieten die bfz und die faw jungen Menschen eine persönliche Unterstützung während ihrer Lehrjahre. Sozialpädagog*innen, Lehrer*innen und Ausbildungsbegleiter*innen arbeiten Hand in Hand, um bei schulischen, persönlichen oder betrieblichen Herausforderungen zu helfen.

Das Ziel des Projekts ist klar: ein erfolgreicher Ausbildungsabschluss – und die anschließende dauerhafte Etablierung in der Firma. Oft ist früh erkennbar, was den Abschluss gefährdet: Leistungsschwächen, Prüfungsängste oder Konflikte mit Ausbilder*innen und Mitschüler*innen. Ein wesentliches Element ist daher der Stütz- und Förderunterricht in Kleingruppen. Hier werden Lernstrategien vermittelt, der Berufsschulunterricht wird nachbereitet und auf Prüfungen vorbereitet. Auch das Training sozialer Kompetenzen spielt eine wichtige Rolle – im Umgang mit Kolleg*innen und Vorgesetzten oder in der Familie.
„Wir bauen durch enge und langfristige Begleitung ein stabiles Vertrauensverhältnis auf. So erkennen wir Abbruchtendenzen frühzeitig – bevor sie zu einem Risiko für den Ausbildungserfolg werden.“
Andreas Schradi, stellvertretender bbw-Standortleiter in Landshut
Wie gut das Konzept funktioniert, zeigt sich am Familienunternehmen Hammer Elektrotechnik. Dank der Assistierten Ausbildung haben seit 2014 schon 15 Auszubildende erfolgreich ihren Abschluss gemacht – eine Win-win-Bilanz für Betrieb und Nachwuchskräfte.

Andreas Eberl, Objektleiter bei Hammer schildert die Herausforderung: „Bei unseren Azubis hakt es meist an den schulischen Leistungen, gerade in Mathematik. Oft fehlen ihnen die nötigen Grundlagen. Daher tun sie sich schwer den Anschluss beim Lernen zu halten.“ Die AsA schließt solche Lücken und stärkt gleichzeitig das Vertrauen der Jugendlichen in ihre Fähigkeiten.

Die Teilnahme ist für Unternehmen und Auszubildende kostenfrei – das Programm wird von der Agentur für Arbeit oder dem Jobcenter finanziert.
Das Team der Hammer Elektrotechnik

Entlastung in der Pflege und der Medizin

Kaum eine Branche ist so stark vom Fachkräftemangel betroffen wie das Gesundheitswesen. Mit der wachsenden Nachfrage an Pflegeplätzen steigt auch der Bedarf an qualifiziertem Pflegepersonal – und damit an modernen Ausbildungskonzepten.

Mittlerweile bieten die bfz an zehn beruflichen Schulen die sogenannte „generalistische Ausbildung zur Pflegefachkraft“ an. Die EU-weit anerkannte Qualifikation ist eine noch junge Kombination aus Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege. Schwerpunkte liegen auf der Vermittlung moderner Pflegekonzepte, Kommunikation mit Patient*innen und dem Einsatz digitaler Hilfsmittel.

Aber nicht nur in Pflegeeinrichtungen und Kliniken, auch in Hausarztpraxen fehlt es an qualifiziertem Personal. Um die medizinischen Fachkräfte zu entlasten und neue Berufsperspektiven für Quereinsteiger*innen zu schaffen, haben die bfz, der Bayerische Hausärzteverband und das Jobcenter München 2023 eine neue Qualifizierung entwickelt: die Kaufmännische Assistenz in Hausarztpraxen (KAP).

Die Idee ist so einfach wie effizient: Viele Tätigkeiten in Verwaltung und Organisation können auch Quereinsteiger*innen übernehmen. Die neunmonatige Qualifizierung bereitet gezielt auf diese Aufgaben vor. Neben dem theoretischen Unterricht in den bfz absolvieren die Teilnehmer*innen ein achtwöchiges Praktikum in einer Hausarztpraxis. So lernen sie vor Ort, wie sie Termine koordinieren, Telefonate professionell führen und Abrechnungen erstellen.
„Die Qualifizierung zur kaufmännischen Assistenz in Hausarztpraxen ist ein Mehrwert für alle Beteiligten. Quereinsteiger*innen entlasten das medizinische Personal spürbar – mit schnellen Übergängen in Festanstellungen und Aufstiegschancen für die Assistenzkräfte.“
Monika Geisberger, bfz-Koordinatorin für Fort- und Weiterbildung

Story

Ramona Ehrhardt hatte einen völlig anderen Berufsweg im Sinn, bevor sie in die „Pflege hineingerutscht ist“. Als alleinerziehende Mutter wünschte sie sich von ihrem Job vor allem Flexibilität und Sicherheit. Beides fand sie im Sozialbereich. „Nach der generalistischen Pflegeausbildung stehen uns alle Türen offen. Und es gibt viele Möglichkeiten, sich weiterzubilden und hochzuarbeiten“, resümiert die 28-Jährige. Nach ihrer Ausbildung zur Pflegefachhelferin qualifiziert sich Ehrhardt derzeit an der bfz-Berufsfachschule für Pflege in Forchheim zur Pflegefachfrau. Nach erfolgreichem Abschluss möchte sie später in einer psychiatrischen Einrichtung arbeiten.
Zahlen & Fakten

Pflegeausbildung in Zahlen (2024)

10

bfz-eigene Pflegeschulen

rund

700

Schüler*innen in der Ausbildung zum*zur Pflegefachmann*frau

Men in Care

Im Spektrum sozialer Berufe schlummert noch ein ganz anderes Potenzial: Männer. Denn heute sind Pflege und Erziehung in Kindergärten nach wie vor stark weiblich geprägt – der Anteil männlicher Mitarbeiter in sozialen Berufen liegt bei gerade einmal 20 Prozent. Um solch tradiertes Rollenverständnis aufzulösen, hat das f-bb im Auftrag des Bundesarbeitsministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend die Studie „Men in Care: Mehr Männer in sozialen Berufen“ ins Leben gerufen.

Mit den Erkenntnissen sollen Männer stärker für Berufe in der Sozialarbeit gewonnen werden. „Ein wesentliches Ergebnis: Um die Attraktivität dieser Tätigkeiten zu erhöhen, müssen wir vor allem Vorurteile über vermeintliche ,Frauenberufe‘ widerlegen und Imagedefizite abbauen“, erläutert Michael E. W. Ney vom f-bb.
Zahlen & Fakten

„Men in Care“ in Zahlen (2024)

300

Männer haben in den letzten zwei Jahren an Informationsveranstaltungen teilgenommen.

120

Teilnehmer haben sich für eine Ausbildung im sozialen Bereich entschieden.

90%

der Absolventen wurden nach der Ausbildung übernommen.

Verstehen. Mitreden. Durchstarten.

Sie sind motiviert, gut ausgebildet und eine echte Chance für die schnelle Wende beim Fachkräftemangel: Menschen, die nach ihrer Flucht ein neues Leben in Deutschland beginnen wollen. Doch oft scheitert ihr Einstieg in den Arbeitsmarkt nicht am Können, sondern an der Sprache oder dem reglementierten Berufszugang. Die bfz und faw setzen deshalb die sogenannten Berufssprachkurse „Job-BSK“ und „Azubi-BSK“, die vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) entwickelt wurde, von Beginn an um. „Zielgruppe sind ausländische Beschäftigte und Azubis, die ihre sprachlichen Fähigkeiten für den Berufsalltag verbessern wollen. Aber auch alle, die auf dem Weg in den Job noch einen ,Sprach-Booster‘ benötigen“, erklärt Diane Schürmeier, bei den bfz für das Thema Migration zuständig. Die Kurse mit bis zu 150 Unterrichtseinheiten sind flexibel gestaltet – entweder als Präsenzangebot im Unternehmen oder online.

So werden beispielsweise Mitarbeiter*innen der REWE Group fachlich durch die bbw-Tochter faw im Bereich Verkauf an den Standorten Rostock, Schwerin, Stralsund und Hamburg geschult, während sie parallel ihre Deutschkenntnisse vertiefen. An den Standorten Hennigsdorf und München übernimmt die bbw-Gruppe ebenfalls die arbeitsplatzbezogene Sprachförderung für die REWE Group – dort wird das Angebot im Rahmen des Programms Job-BSK umgesetzt.

In der Berufsschule wird jungen Menschen oft klar, dass sie ihre Sprachkenntnisse verbessern müssen. Denn: Klausuren, Fachtexte oder Berichtshefte zu schreiben, gehört zu ihrer Ausbildung. Wer die Fragen in einer Abschlussprüfung nicht richtig versteht, kann keine guten Zensuren erzielen – selbst wenn das fachliche Know-how vorhanden ist. Genau auf diese Anforderungen sind die „Azubi-BSK“ abgestimmt – berufsbezogen, aber branchenübergreifend: vom Handwerk über Gewerbe, Technik, Lager und Logistik bis hin zum Hotel- und Gaststättengewerbe sowie zur Pflege.

Die Azubi-Sprachkurse sind beispielsweise auch fester Bestandteil des Ausbildungsprogramms an der bfz-Berufsfachschule für Pflege in Bayreuth. „Angehende Pflegekräfte aus dem Iran, Kamerun, Mexiko oder Pakistan lernen hier medizinische Fachbegriffe, ohne deren Kenntnis ihre verantwortungsvolle Arbeit gar nicht möglich wäre“, erklärt die stellvertretende Schulleiterin Astrid Biedermann.
Ausbildungsstart von Nigerianerinnen an einer unserer Berufsfachschulen für Pflege
Schlaglichter

Weiterbildung nach Maß – dank künstlicher Intelligenz

Die Digitalisierung bringt nicht nur neue Berufe hervor, sie revolutioniert auch unsere Art zu lernen. Unter Federführung der HDBW wurde APOLLO entwickelt – ein virtueller Lernbegleiter, der Menschen lebenslang auf ihrem Berufsweg zur Seite stehen soll.

APOLLO analysiert die individuellen Kompetenzen und schlägt passgenaue Weiterbildungen vor. So lassen sich berufliche Entwicklungen systematisch fördern – ein weiterer Mosaikstein beim Ausbau der Fachkräftesicherung.

Zusätzlich unterstützt APOLLO Kandidat*innen bei der Jobsuche. Die App erstellt aus Zeugnissen und Lebensläufen automatisch Profile für Bewerbungen.

bfz Schulen: die Fachkräfteschmiede

Die 47 beruflichen Schulen der bfz bilden Nachwuchs in sozialen und technischen Branchen aus, unter anderem in der generalistischen Pflege, der Physiotherapie, Logopädie und Sozialpädagogik sowie dem Maschinenbau und der Kunststofftechnik. Knapp 2.000 Schüler*innen absolvieren derzeit ihre Ausbildung in den bfz Schulen.

47

Berufsfachschulen, Fachschulen und Fachakademien

22

Schulstandorte in Bayern + 1 Standort in Baden-Württemberg

800

erfolgreiche Abschlüsse im Jahr 2024

45

Schüler*innen, die mit Unterstützung der bfz Schulen aus Afrika nach Deutschland kamen, um ihre Ausbildung zu absolvieren.
faw
Fortbildungsakademie der Wirtschaft
gemeinnützige GmbH